2014 unterzeichnete die Westschweizer Sonceboz SA die Sicherheits-Charta. Nach der Umsetzung im eigenen Betrieb überzeugte die Firma auch mehr als 20 Zulieferer, der Charta beizutreten. Eine Erfolgsgeschichte, hinter nicht nur ein engagierter Sicherheitsingenieur, sondern auch die Direktion und alle Mitarbeitenden stecken.
Die Sonceboz SA stellt Elektromotoren her und beliefert weltweit ihre Kunden – vor allem aus den Bereichen Automobil, Traktoren und Medizinaltechnik. An den Standorten Sonceboz (BE) und Boncourt (JU) beschäftigt die Firma um die 1000 Angestellte aus über sechzig Berufszweigen mit sehr unterschiedlichen Risiken. Für die Direktion, die ihre soziale Verantwortung engagiert wahrnimmt, sind Sicherheit und Gesundheit des Personals zentrale Anliegen.
Darum wurde die Firma auch auf die Sicherheits-Charta aufmerksam. Diese ist Teil der «Vision 250 Leben» und will in der Schweiz innert zehn Jahren 250 Unfälle mit Todesfolge und ebenso viele schwere Invaliditätsfälle verhindern. Die unterzeichnenden Betriebe verpflichten sich, am Arbeitsplatz Sicherheitsregeln einzuhalten und die Anweisung «STOPP bei Gefahr, Gefahr beheben, weiterarbeiten» zu befolgen. Der Charta-Beitritt der Sonceboz SA Ende 2014 wirkt sich heute längst nicht nur auf den eigenen Betrieb aus.
Am Anfang dieses Erfolgs steht Nicolas Hemmer. Er übernahm bei der Sonceboz SA einige Monate vor der Charta-Unterzeichnung die Stelle des unter anderem für Gesundheit und Sicherheit Verantwortlichen. Er wartete den Beitritt zur Charta gar nicht erst ab, um das Ziel «Null Unfälle» in eine starke Vision mit möglichst grosser Breitenwirkung umzuwandeln. Kaum begonnen, machte er auf sich aufmerksam und ermunterte die Mitarbeitenden, offen mit ihm über Sicherheitsprobleme zu reden. «Wir sprachen selbst Tabuthemen an wie das Überbrücken von Sicherheitssperren», verrät der Ingenieur. Diese Transparenz hat letztlich zu neuen Lösungen zur Verminderung von Risiken geführt.
An monatlichen «Sicherheits-Viertelstunden» erklärt Nicolas Hemmer den Produktionsleitern der Firma seine Anliegen. Diese leiten sie als Multiplikatoren in weiteren «Viertelstunden» an ihre Teams weiter. Schliesslich werden die Themen in E-Mails oder in der internen Betriebszeitung nochmals aufgegriffen. Der umtriebige Manager führte an den Anschlagbrettern zudem ein neues Formular ein. Mitarbeitende können damit «Beinahe-Unfälle» oder beobachtete gefährliche Situationen mitsamt Verbesserungsvorschlägen melden. «Wir füllen diese Blätter gern aus, denn gute Vorschläge können umgesetzt und finanziell belohnt werden», berichtet beispielsweise Logistikmitarbeiter Bryan Dillmann. Der Betrieb unternimmt alles, um die Sicherheit zu verbessern. Das können einfache Massnahmen wie etwa der Ersatz traditioneller Messer durch solche mit einziehbarer Klinge, die Anschaffung von Sicherheitshandschuhen oder auch umfassendere Veränderungen an Maschinen oder Gebäuden sein.
Nicolas Hemmer motiviert die Mitarbeitenden, ihre Kollegen von eigenen Erfahrungen profitieren zu lassen. So führte beispielsweise der Samariter-Verantwortliche erfolgreich einen Defibrillator-Kurs durch. «Die Leute befassen sich jetzt auch mit der Sicherheit der anderen, man ist solidarischer und denkt weniger egoistisch.»
Mit dem Aufruf an ihre Zulieferer, die Charta ebenfalls zu unterschreiben, wollte die Sonceboz SA ursprünglich lediglich die Sicherheitsstandards zur Reduktion von Unfallrisiken auf ihrem Gelände durchsetzen. Die Auswirkungen gingen aber weit darüber hinaus.
Das Unternehmen für Hauswart- und Reinigungsdienste Moszczanski GmbH gehört beispielsweise zu den Mitunterzeichnern. Deren Leiter Christophe Moszczanski begann in der Folge, Sicherheitsmassnahmen umzusetzen und sich weiterzubilden. So reduzierte er nicht nur organisatorische Probleme, sondern auch die Absenzen seines Personals und steigerte gleichzeitig die Effizienz seiner Hauswartdienste.
Ein Verdienst, das seinen Anfang bei Nicolas Hemmer nahm. In dessen Büro hängt der Spruch «Einfachheit ist die perfekte Harmonie zwischen dem Schönen, dem Nützlichen und dem Richtigen». Der Satz bringt es auf den Punkt: Denn dank der Unterzeichnung der Charta wurden wichtige Informationen vermittelt, Mitarbeitende sensibilisiert und dank konkreter Massnahmen Unfallrisiken reduziert. Kombiniert mit der bedingungslosen Unterstützung durch die Direktion und der Begeisterung eines leidenschaftlichen Sicherheitsingenieurs hat dieses Vorgehen letztlich Mitarbeitende in einem sinnvollen Projekt vereint. Gemeinsam schaffen diese Menschen heute zusätzliche Werte für die Kunden und für sich selbst.
Text: Nadia Gendre / Bild: Keren Bisaz
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